Was ist Homöopathie?
Homöopathie hat an Bekanntheit in den letzten Jahren immer mehr zugenommen.
Das Bedürfnis an sanfteren und alternativen Heilungsmethoden scheint
größer geworden zu sein und viele wählen heute bewusst
Ärzte aus, die offener dafür sind und z.B. Akkupunktur oder
pflanzliche Mittel verordnen. Auch findet man heute Ärzte, die eine
Zusatzausbildung als Homöopath haben oder antroposophisch arbeiten
(letztere sind nicht zu verwechseln mit Homöopathen, auch wenn die
antroposophische Medizin ähnliche Auffassungen über Krankheit
hat wie die homöopathische und auch mit diesen Mitteln arbeitet.
Allerdings verwendet sie auch Komplexmittel und bei denen sträuben
sich den klassischen Homöopathen nach Hahnemann die Haare).
Die klassische Homöopathie sieht den Menschen als Ganzes, d.h.
als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist.
Die Lebenskraft hat die Aufgabe, diese Einheit in Harmonie und Ordnung
zu halten und uns damit vor Krankheiten oder äusseren Einflüssen
wie Viren, Bakterien und Pilzen zu schützen. Ist die Lebenskraft
gestört oder geschwächt können wir dadurch krank werden.
Die Homöopathie hilft dem Körper, die Lebenskraft wieder herzustellen
- im übertragenen Sinne also, unser natürliches Immunsysthem
wieder herzustellen. Dabei wird stets die Einheit als Ganzes behandelt,
d.h. nicht auf den Körper beschränkt, sondern eben auch Seele
und Geist (oder unsere Psyche, wenn man so will).
In der Schulmedizin werden die Krankheitsresultate als die Krankheit selbst
angesehen und behandelt, die Homöopathie dagegen sieht die Symptome
nur als Anzeichen dafür, dass im Menschen etwas nicht in Ordnung
ist und zielt darauf ab, die innere Ordnung wieder herzustellen. Man kann
sich das übertragen so vorstellen, dass sie den Körper von innen
heraus stärkt.
Die Homöopathie schliesst keinesfalls eine nötige schulmedizinische
Behandlung aus, kann sie jedoch ergänzen und unterstützen.
Ein gutes Beispiel hierbei ist die Chirugie, z.B. muss ein gebrochenes
Bein selbstverständlich gerichtet und geschient werden, eine Wunde
muss versorgt werden. Die Homöopathie kann aber wiederum eingesetzt
werden, um die Wund- oder Knochenheilung zu unterstützen und damit
zu beschleunigen, sie kann die Schmerzen lindern und nimmt Einfluss auf
die seelischen Beeinträchtigungen.
Die klassische Homöopathie arbeitet nach dem Gesetz Ähnliches
mit Ähnlichem heilen (Similia similibus curentur). Daher leitet sich
auch der aus dem Griechischen stammende Name ab. Das bedeutet, dass ein
Mittel, welches bei einem gesunden Menschen bestimmte Symptome hervorruft,
genau diese bei einem Kranken heilt.
Anders als in der Schulmedizin wird ein Mittel nicht pauschal nach dem
Krankheitsresultat als solches gewählt (z.B. Husten, Schnupfen, Schmerz)
sondern individuell nach dem Gesamtbefinden des Patienten. So gibt es
nicht "das Mittel gegen Schnupfen" sondern man muss unter einer
Anzahl von in Frage kommenden Mittel genau auswählen. Umgekehrt kann
ein Mittel für eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Krankheiten
angezeigt sein, die ähnliche Auswirkungen auf das Alllgemeinbefinden
haben.
Aus diesem Grund sollte man z.B. nicht Chamomilla für sein
zahnendes Kind benutzen, weil die Freundin damit auch so gute Erfolge
hatte. Dass drei weitere Frauen damit Erfolg hatten ist dem Zufall
zuzuschreiben, dass diese Kinder wohl ähnliche Probleme beim Zahnen
hatten und somit auch Chamomilla angezeigt war! Sondern man muss in allen
Fällen den gesamten Zustand beurteilen und danach das Mittel sorgfältig
auswählen. Die einzige Ausnahme bildet hier wohl Arnica. Dies ist
bei vielerlei Arten von Verletzungen (speziell bei stumpfen wie Prellung,
Stauchung, Bruch, etc.) das erste Mittel, das man nach dieser Verletzung
gibt.
Die Auswahl erfolgt nach verschiedenen Gesichtspunkten, wobei das Krankheitssymptom
oft sogar nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Wie genau sieht das Krankheitsresultat aus? (Fliesschnupfen, zäher
Schnupfen, tränende Augen)
Wann verbessern/verschlimmern sich die Symptome? (Wärme tut gut,
Bewegung ist unangenehm, abends schlimmer)
Welche (psychischen) Begleitumstände sind vorhanden? (man ist weinerlich,
man will gerne alleine sein)
Einer Behandlung nach der klassischen Homöopathie geht daher immer
ein ausführliches Gespräch vorraus, in dem die Dinge erfragt
werden, die für eine Behandlung wichtig sein könnten/sind.
Hahnemann
Samuel Hahnemann (gestorben 1843) wurde am 10.April
1755 in Meissen geboren und ist der Begründer der klassischen Homöopathie.
Er studierte in Leipzig Medizin und arbeitete danach in verschiedenen
Stellungen als Arzt. 1790 stiess er bei der Übersetzung der Materia
Medica von William Cullen auf dessen Ausführung, dass Chinarinde
mittels seiner magenstärkenden Eigenschaft bei Malaria hilft. Weil
er dies für unwahrscheinlich hielt begann er mit den ersten Selbstversuchen.
Bei der Einnahme litt er jedes Mal unter Fieber bzw. anderen Malariasymptomen.
Dies liess ihn zu dem Schluss kommen, dass Chinarinde deshalb heilt, weil
es ähnliche Symptome bei einem gesunden Menschen hervorruft. Ansätze
dieser Theorie fand man bereits bei Hippocrates und Paracelsus. So beschloss
Hahnemann, mit seinen Selbstversuchen fortzufahren. Einige Stoffe (Arsen,
Belladonna, etc.) wären in ihrer reinen Form jedoch hochgiftig für
den Menschen, eine reine Verdünnung zur Ungiftigkeit bewirkte jedoch
nicht den gewünschten Erfolg - so entwickelte Hahnemann die sogenannte Potenzierung.
Herstellung
Zur Herstellung eines homöopathischen Medikamentes werden verschiedene
Ausgangsstoffe verwendet.
- Pflanzen wie Arnica, Allium Cepa (Küchenzwiebel),
Belladonna (Tollkirsche) oder Chamomilla (Kamille)
- Tierprodukte wie Schlangengift oder Sepia (Inhalt
des Tintenbeutels des Tintenfisches) und auch ganze Tiere wie Apis (Honigbiene)
- Mineralien wie Magnesium oder Kalzium
- Metalle wie Blei, Zink oder Quecksilber
- chemische Verbindungen, die sich in der Medizin bewährt
haben wie Kortison
- Salze wie Kalziumkarbonat, Kochsalz oder Magnesiumphosphat
- andere chemische Verbindungen wie Silicea (Kieselsäure)
oder Holzkohle
- Nosoden - das sind Krankheitserreger, d.h. Viren,
Bakterien oder Pilze und Krankheitsprodukte wie eitrige Absonderungen
oder Geschwüre
Diese Ausgangsstoffe werden, sofern sie in Alkohol löslich sind,
in diesem aufgelöst. Dadurch wird die sogenannte Urtinktur hergestellt.
Urtinkturen, wie z.B. die von Arnica, können auch zur äusserlichen
Anwendung benutzt werden. Aus dieser Urtinktur stellt man die Potenzen
her. Sind die Stoffe unlöslich werden sie zur Potenzierung mit Milchzucker
verrieben.
Um neue Mittel zu finden bzw. um herauszufinden, wie ein Mittel wirkt,
geht man auch heute noch annähernd vor wie damals Hahnemann und unterzieht
das Mittel einer sogenannten "Arzneimittelprüfung". Einer
Reihe von gesunden Testpersonen wird das entsprechende Mittel in regelmässigen
Abständen verabreicht und aufgrund deren Aussagen werden alle Veränderungen
in ihrem Befinden notiert. (physisch und psychisch). Die Ergebnisse geben
Auskunft darüber, welche Symptome das Mittel heilen kann, das sogenannte
Arzneimittelbild. Ergänzt werden die Beobachtungen später bei
der Verabreichung an Kranke.
Potenzen
Bei der Potenzierung wird die Urtinktur/Ursubstanz
schrittweise verdünnt/verrieben und dann verschüttelt, d.h.
es wird eine bestimmte Anzahl an kräftigen Schüttelschlägen
ausgeführt. So paradox das klingen mag wird gerade dadurch eine höhere
energetische Heilwirkung entfaltet. Je höher also das Medikament
potenziert ist, umso stärker wirkt es. (C200 ist also weitaus stärker
in der Wirkung als C2). Der Buchstabe gibt die Art der Potenzierung an,
die Zahl die Höhe der Potenzierung.
Hahnemann entwickelte anfangs die sogenannten C-Potenzen (1:100). Zur Herstellung von C1 wird 1 Teil Urtinktur mit 99 Teilen Alkohol
verschüttelt, für C2 nimmt man 1 Teil C1 mit 99 Teilen Alkohl,
u.s.w.
In späteren Jahren entwickelte Hahnemann noch
die LM oder auch Q-Potenz (1:50000).
Hierzu wird ein Globuli mit einem Tropfen der gewünschten Lösung
getränkt und dann in Alkohol aufgelöst, danach wird wieder ein
Globuli mit dieser Lösung getränkt und wieder aufgelöst,
u.s.w., d.h. zur Herstellung von LM4 nimmt man die Pozenz C2 und geht
diesen Schritt viermal.
Die heute in Deutschland überwiegend gebräuchlichen D-Potenzen (1:10) wurden erst in den 30-ger Jahren eingeführt.
Hierzu nimmt man 1 Teil Urtinktur mit 9 Teilen Alkohol.
Darreichungsformen
Urtinkturen: Diese sind zur äusseren Anwendung
(z.B. bei Hautproblemen) gedacht und werden verdünnt oder unverdünnt
aufgetragen
Salben: Diese werden meist aus der Urtinktur und einer
Salbengrundlage hergestellt, sie dienen zum Einreiben
Tabletten: Diese werden aus Milchzucker hergestellt,
dazu wird dieser mit der potenzierten Substanz gepresst. Sie sind ungeeignet
für Menschen mit Lactulose-Unverträglichkeit
Tropfen: Diese werden mit mindestens 40%tigem Alkohol
hergestellt und sind daher für Alkoholiker und Säuglinge ungeeignet
Globuli: Kleine Zuckerkügelchen werden mit dem
Mittel besprüht. Globuli sind bereits für Säuglinge geeignet
und können aufgrund des niedrigen Zuckergehaltes auch von Diabetikern
eingenommen werden. Ausreichend ist hier die kleinste erhältliche
Packungsgröße, d.h. ein 10g-Fläschchen. Je nach Mittel
und Potenz kommt man damit auch mit mehreren Personen Jahrelang aus
Komplexmittel
Wir finden heute eine Vielzahl an Komplexmitteln auf dem Markt. Anders
als bei den Einzelmitteln sind diese auf das Krankheitsresultat als solches
zugeschnitten. So gibt es Schnupfenspray, Hustenmittel oder Mittel gegen
Fieber. Das kommt natürlich unserem gängigen Krankheitsbild
nahe, bei dem wir für Schnupfen auch zu einem Schnupfenmittel greifen.
Im besten Fall nimmt man dann gleich noch mehrere Komplexmittel ein, weil
man ja an Husten, Schnupfen, Fieber und Kopfschmerzen leidet. Sicherlich
wirken diese Mittel auch, denn wer z.B. die Inhaltsstoffe eines Schnupfensprays
betrachtet, wird darin meist eine Mischung aus den zur Auswahl stehenden
geeigneten Einzelmitteln finden - und eines davon wird schon passen. In
einem Komplexmittel kommen nämlich meist alle Substanzen zur Verwendung,
die bei den meisten Patienten eine Besserung erbracht haben. Die Hersteller
allerdings argumentieren oft mit einer "sich harmonisch ergänzenden
Wirkung".
Wie im Abschnitt "was ist Homöopathie" beschrieben kennt
die klasssische Homöopathie dies nicht. Es sind niemals mehrere Mittel
angezeigt sondern immer nur ein passendes. Komplexmittel anwenden ist
also etwa so, wie mit einer Kanonenkugel auf einen Spatzen zu schiessen.
Selbstbehandlung
Eine Selbstbehandlung ist nicht immer einfach und sie hat Grenzen, darum
sollte man sehr gewissenhaft damit umgehen und sich im Zweifel immer an
einen Arzt oder erfahrenen Homöopathen wenden. Zudem beschränkt
man sich am besten auf niedrige Potenzen, da bereits eine einmalige Einnahme
einer hohen Potenz wie C200 mehrere Wochen wirken kann! Man sollte sich
zudem auf akkute Beschwerden beschränken. Eine Konstitutionsbehandlung
bei chronischen Beschwerden sollte man ebenfalls einem Heilpraktiker überlassen.
Eine Onlineapotheke, die sich auf Naturheilkunde spezialisiert hat findet Ihr hier:

Bücher
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Bücher für den Einstieg |
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Homöopathie.
Selbstbehandlung. Zuverlässige Mittelwahl. Hilfe im Notfall
- Werner Stumpf
Man findet die gängigen "Alltagskrankheiten"
mit den verschiedenen Mitteln, vor allem aber sind zu jeder Krankheit
Warnhinweise zugefügt, wann man einen Arzt oder Heilpraktiker
aufsuchen soll. Ich bin mit diesem Buch für den Hausgebrauch
bisher sehr zufrieden (allerdings habe ich mir aus Kostengründen
bisher nicht die empfohlenen Medikamente zugelegt sondern kaufe
sie nur bei Bedarf - unsere Apotheke liefert innerhalb weniger Stunden
gängige Homöopathika) |
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Homöopathische
Hausapotheke - Michael Helfferich, Walther Hohenester
Ebenfalls ein guter Einstieg, auch hier findet man eine Vielzahl
an Krankheiten, die im Alltag vorkommen. Es ist nicht ganz so umfassend
wie das oben genannte und vor allem fehlen Hinweise auf den Arztbesuch.
Obwohl die genannten Krankheiten leicht verschiedenen sind und in
diesem Buch die gängigen Mittel des Hausgebrauchs nochmal einzeln
beschrieben sind ist es nicht wirklich ergänzend - eher das
ein oder andere. |
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Homöopathie
für Kinder - Werner Stumpf
Noch ein Buch vom oben genannten Autor, hier
findet man speziell das, was für Babys und Kinder an Problemen/Krankheiten
relevant ist. In dem umfassenden Werk gibt es dazu allerdings auch
ein ganzes Kapitel (bzw. Unterkapitel, z.B. bei Kopfschmerzen) und
da ich dieses Buch selber nicht besitze weiss ich nicht, inwieweit
es ausführlicher ist. |
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